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Triathlon ist mehr als – Premiere der T100 World Tour

Der Blog über die Hintergründe des Elitetriathlons – von Gerald Dygryn

Kürzer als erwartet fällt der Blog zum letzten Rennwochenende aus. Der Hauptgrund liegt in dem Ausfall der beiden WCTS Rennen in Abu Dhabi, die aufgrund schlechter Wetterprognosen von den Behörden kurz vor Start abgesagt wurden. Fehlende Kanäle in einem Land, in dem es praktisch nie regnet und vorhergesagte Wolkenbrüche führten zu der für viele Athlet*innen sehr unangenehmen Absage. Im Kampf um die letzten Tickets für Paris zählt jedes Rennen und für Abu Dhabi zählt der Spruch „außer Spesen nichts gewesen“.

Konzentrieren wir uns also auf die Premiere der T100 World Tour. Worum es geht, habe ich im letzten Blog beschrieben. Gehen wir also gleich in medias res.

Die Männer wurden zuerst ins Rennen geschickt. Es galt 2,25 Runden in einem künstlich angelegten See im Gelände des Speedway von Miami inklusive Aussie Exit (Landausstieg) zu absolvieren. Die schnelleren Schwimmer versuchten Magnus Ditlev und Sam Long abzuschütteln. Beides gelang – vorerst. Während in der ersten Schwimmrunde Sam Laidlow wie gewohnt aufs Tempo drückte, waren es danach Aaron Royle und Rico Bogen, die versuchten die Pace hoch zu halten, wobei letzterer auch als erster die 22 Runden am Speedway in Angriff nahm. Neben den drei genannten waren auch Alistair Brownlee (GBR) und der Franzose Mathis Margirier in der Spitzengruppe vertreten. Die beiden setzten von Beginn an am Rad ein klares Zeichen. Doch während sie sich zuerst deutlich absetzen konnten, schlossen bis zum Ende des Radparts Magnus Ditlev und Sam Ladlow doch wieder auf. In der Spitzengruppe mitschwimmend, musste der Ironman Weltmeister 2023 über 80 km eine Lücke schließen, die nur durch das Anziehen der Socken in T1 aufgerissen war. Auf Rang fünf nach dem Rad der junge deutsche Ironman 70.3 Weltmeister Rico Bogen.

Beim Laufen kam dann beinahe alles genauso wie man es erwarten konnte. Alistair Brownlee zog davon, Sam Laidlow versuchte zu folgen. Doch während schnell klar wurde, dass der Franzose das Tempo nicht würde halten können, kamen beim Briten die ersten Probleme bei km 10. Seine Beine brachen leicht weg, er Griff sich an die Rippen, wurde bei den Verpflegstationen langsamer, nahm ein Gel in die Hand ohne es zu sich zu nehmen usw. Es kam, was kommen musste: Brownlee fiel am Ende auf Platz fünf zurück. Anders hingegen Magnus Ditlev. Der große Däne schaut zwar nie wirklich schnell aus, kommt aber mit der Dauer des Rennens immer besser in seinen Rhythmus. Fünf Kilometer vor dem Ziel übernahm er die Führung und gab sie bis zum Ende nicht ab. Eine solide Schwimm- und Laufleistung und die beste Radzeit brachten ihm den Premierensieg, die Führung in der Serie und nicht zuletzt 25 000 US Dollar.

Mann des Rennens war aber für viele der US Amerikaner Sam Long. Er verlor zwar im Schwimmen mehr als drei Minuten aber nie den Glauben an sich selbst. 22 Sekunden fehlten um überrundet zu werden, doch stattdessen fuhr er mit der zweitbesten Radzeit in die Top Ten. Damit aber nicht genug, denn mit sauberem und stabilem Laufschritt schaffte er bei windigen und sehr schwülen Bedingungen eine Zeit von 58:43 für die 18 km (nur Jason West war schneller) und rollte so das Feld von hinten auf. Bei einem 70.3 Ironman Rennen hätte er mit Sicherheit gewonnen. So fehlten ihm am Ende nur 35 Sekunden auf das oberste Treppchen. Margirier rundete das Podium des ersten T100 Rennens ab.

Das Damenrennen endete mit einer Sensation. Die Britin India Lee hatte wohl kaum jemand auf der Rechnung. Sie war 2016 Europameisterin auf der Olympischen Distanz und konnte 2023 Samorin gewinnen. In Summe kann man ihre Karriere aber ruhig als durchwachsen bezeichnen. Der 9. März 2024 wird ihr hingegen für immer in Erinnerung bleiben. Nach dem Schwimmen genau eine Minute hinter der überlegenen Lucy Charles Barclay liegend, ließ sie der schnellsten Radzeit auch noch die schnellste Laufzeit folgen. Sie gewann 30 Sekunden vor der Langzeitführenden Ironman Weltmeisterin und über drei Minuten vor der Britin Holly Lawrence. Generell bestimmten die Britinnen das Rennen. Zeitweise gab es eine fünffache Führung. Viele Athletinnen hatten mit den schwierigen Wetterbedingungen zu kämpfen. Fünf mussten aufgeben. Darunter auch Kat Matthews und Emma Pallant-Browne.

Resümee

Die Serie ist sicher wichtig um die Besten der Besten auf der Mittel- und Langdistanz an die Startlinie zu bringen und mehr Transparenz in die Wettbewerbsvielfalt im Triathlon zu bekommen. Allerdings sollte doch noch einiges verbessert werden, um die stärksten Athlet*innen unseres Sports in das Licht zu bringen, das sie verdienen.

  • Übertragung – es wäre wichtig, dass möglichst viele TV Zuseher*innen gratis der Serie folgen können. In Europa war das Rennen nur über Streaming Dienste oder durch einen Trick mittels VPN gratis mitzuverfolgen
  • Das Livetiming muss dringend auch während der Übertragung verbessert werden. Es gab keine Zwischenresultate während des Landausstiegs und auch nach dem Schwimmen. Generell wurden immer nur die besten zehn eingeblendet. Von Daten wie Pace, Watt, Herzfrequenz oder anderen interessanten Fakten war man weit entfernt.
  • Die Strecke ist für eine derartige Distanz nicht geeignet. Viel zu langweilig und unspektakulär ist ein Rennen mit 3h40 Dauer auf einem Speedway.
  • Die einzigen, die von der Location hätten profitieren können, wären die Zuseher*innen vor Ort gewesen. Aber diese konnte man wortwörtlich bei manchen Kameraeinstellungen abzählen. Gerade bei den Herren werden es nicht mehr als 40 bis 50 gewesen sein. Sport lebt von den Emotionen und die werden in großem Ausmaß vom Publikum erzeugt. Die Veranstalter müssen sich diesbezüglich sicher noch einiges einfallen lassen, um nicht weitere Geisterrennen zu produzieren.
  • Ob Flutlicht – wie bei den Damen notwendig – das Rennen attraktiver macht, bleibt zu diskutieren. Sicher ist allerdings, dass der Ausfall des Flutlichts ein wahres Sicherheitsproblem darstellt.

In Summe gibt es also einige Baustellen die zu reparieren sind, um die Serie zu dem zu machen, was sie sein will. Im Sinne des Sports wäre es schön, wenn diese schnell repariert werden könnten.

Der Autor ist Gründer und CEO von GDT Sportconsulting. Die Firma betreibt eine Schwimmschule in Wien und Umgebung (www.gdt.at) und bietet individuelle Trainingspläne für jedes Level, sowie Camps und Workshops an (www.triathlonwerkstatt.at). Außerdem ist Gerald Dygryn Performance Coach eines jungen Teams und für den ORF als Experte bei Triathlon Großereignissen tätig

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