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Triathlon ist mehr als – Saisonstart 2024

Der Blog über die Hintergründe des Elitetriathlons – von Gerald Dygryn

Die Saison 2024 kann beginnen. Eine Saison, die mit dem Start der neuen Rennserie T100, den Olympischen Spielen in Paris und der Ironman WM der Herren auf Hawaii eine Reihe von Höhepunkten zu bieten hat.

Die Rennen der WCTS in Abu Dhabi und der T100 in Miami bieten am kommenden Wochenende den Anfang der Eliterennen 2024. Bevor ich nächste Woche wie gewohnt eine Zusammenfassung über den Ausgang der Rennen schreiben werde, möchte ich heute ein wenig Klarheit in die unterschiedlichen Kategorien von Profirennen in unserem Sport bringen.

Sprint- und Standarddistanz

Die meisten Länder und Bundesfachverbände fördern praktisch ausschließlich Sportler*innen, die sich auf diesen Distanzen beweisen. Hintergrund ist die Tatsache, dass nur die Standarddistanz (1,5/40/10) olympisch ist und deswegen darauf das größte Augenmerk von nationalen Fördergelder gelegt wird.

Die übergeordnete Instanz dabei ist World Triathlon (früher ITU), der internationale Fachverband also. Dieser führt mehrere Ranglisten, die unterschiedliche Bedeutung haben und kürt auch jährlich eine*n Weltmeister*in. Doch welche Rennkategorien gibt es, um Punkte für die Ranglisten zu sammeln?

  • Die erste Kategorie: World Triathlon Championship Serie

Diese Rennserie, die 2024 aus sechs Rennen auf der Sprint-und der Olympischen Distanz besteht, ist mit Sicherheit die höchste Kategorie im olympischen Triathlon. Hier messen sich die Besten der Besten und hier kann man die meisten Punkte für die Weltrangliste und das Olympiaranking (innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren vor Olympia) sammeln. Der/die Beste der Serie wird am Ende auch als Weltmeister*in bezeichnet. Um es nicht zu einfach zu machen, werden noch weitere Rennen mit unterschiedlicher Bedeutung zu der Serie hinzugezogen. Hier die Punkte für den/die Sieger*in pro Rennen (pro Platz dahinter werden 7,5% der Punkte reduziert)

-) World Triathlon Championship Finale: 1200 Punkte

-) World Triathlon Championship Series Event und Olympia: 1000 Punkte

-) Kontinentalmeisterschaften: 400 Punkte

Am Ende werden die Punkte des Finales plus die besten Vier der oben genannten Rennen addiert, um den/die Weltmeister*in zu küren.

  • Die zweite Kategorie: World Cup

Mir ist keine Sportart bekannt, bei der der Weltcup nicht die höchste Rennkategorie darstellt. Im Triathlon ist es so. 16 Rennen stehen dabei 2024 im Kalender. Dazu kommt neu ein World Triathlon Indoor Cup. Für den/die Siegerin gibt es jeweils 500 Punkte, die auch zur Qualifikation für die Olympischen Spiele herangezogen werden können. Aufgrund der Vielzahl an Rennen ist die Dichte an Spitzenathlet*innen im Weltcup schon wesentlich geringer. Allerdings bringt ein 10. Platz beim Weltcup mehr Punkte als ein 19.  – wahrscheinlich sportlich wertvollerer – Platz in der WTCS Serie. So gesehen lohnt es sich, aus Sicht der Weltranglistepunkte dort zu starten. Weiters ist zu erwähnen, dass die Startplätze bei allen Rennen immer anhand der Weltrangliste vergeben werden. Um also überhaupt einen Startplatz in einer höheren Kategorie zu bekommen, muss man in den unteren Kategorien Punkte sammeln

  • Die dritte Kategorie: Kontinentalmeisterschaften

Hier bekommt der/die Sieger*in 400 Punkte für die Weltrangliste. Allerdings hängt es sehr stark vom Heimatkontinent ab, wie schwierig oder einfach es ist, Punkte zu ergattern. Gerade in Europa sind die Kontinentalmeisterschaften ziemlich gut mit Athlet*innen besetzt, die in ihren Ländern ansonsten nicht die Möglichkeiten haben in höheren Kategorien zu starten.

  • Die vierte Kategorie: Kontinentale Cup Rennen

250 Punkte bekommt da die/der Beste. Der Unterschied zwischen den Kontinenten ist dabei noch frappanter als bei den Meisterschaften. Während es vor allem in Europa große Starter*innenfelder mit meist jungen heranwachsenden Athlet*innen gibt, kann man bei Wettkämpfen in Afrika oder Asien schon auch mal nur 10 Athlet*innen am Start und Laufzeiten bei den Damen auf der Sprintdistanz von 25 Minuten oder mehr (beides Africa Triathlon Cup Maselspoort 2024) finden.

Abgesehen von diesen vier internationalen Kategorien kann man auch bei U23 – und Junior*innen – Weltmeisterschaften, regionalen Cup Rennen, nationalen Meisterschaften und anderen Punkte für die Weltrangliste sammeln, die aber am Ende im Wesentlichen schon einen guten Überblick über die Stärkeverhältnisse in unserem Sport abbildet.

Mittel- und Langdistanz

Diese Unterscheidung gibt es seit diesem Jahr auf Ebene des internationalen Verbandes nicht mehr. Der/Die Sieger*in der 2024 acht Rennen umfassenden T100 Serie darf sich Langdistanzweltmeister*in nennen.  Auch wenn es sich bei den Rennen mit 2k S / 80 k R / 18 k L um eine verkürzte Mitteldistanz handelt.  Wie in meinem letzten Blog ausführlich beschrieben richten sich die Starterfelder nach der von der PTO vor zwei Jahren eingeführten Rangliste.

Die „Europameister“ und „Weltmeister“ von Firmenevents wie Challenge oder Ironman werden dadurch sicher an Bedeutung verlieren, auch wenn Ironman versucht mit der Pro Serie einen Gegenpol zu schaffen. Dieser ist aber eindeutig Richtung Ironmandistanz gewichtet und wie gesagt von einer international tätigen Firma organisiert, die Gewinnmaximierung als größte Priorität anstrebt.

Die Ironman WM auf Hawaii hingegen kann aufgrund ihrer Tradition als Ausnahme gesehen werden. Wer immer Hawaii gewonnen hat, konnte sich auch getrost als Weltmeister*in bezeichnen, auch wenn es offiziell eigentlich immer „nur“ die/der Ironman (Trademark) Weltmeister*in war.

Resümee

Aus meiner Sicht würde es unserer Sportart gut tun, sich hinsichtlich medialer Berichterstattung auf drei Bereiche im professionellen Sport zu fokussieren.

World Triathlon Championship Series

Ein noch stärkeres Augenmerk auf die Sprintdistanz, schwierigere Radstrecken oder eventuell spannender Formate, könnten das Ganze noch publikumswirksamer machen. Aber klar ist, hier sind die schnellsten Triathlet*innen des Planeten unterwegs.

T100 – World Triathlon Tour

Viele Amateurathlet*innen liebäugeln mit langen Distanzen und aufgrund der Tatsache, dass Profiathlet*innen weniger gefördert werden, müssen sie sich stärker und breiter auf sozialen Medien präsentieren. Das macht sie in der Amateurszene oft bekannter als die Größen des olympischen Sports und genau daher könnte die mediale Anziehungskraft dieser neuen WM Serie enorm sein. Wenn gute Geschichten über die handelnden Personen erzählt werden und breit berichtet wird, könnte diese Serie eine große Zukunft haben. Denn wenn Menschen stundenlang live eine Sprintetappe der Tour de France ansehen, ist auch in unserem Sport alles möglich. Ein 100 km Triathlon bietet im Vergleich dazu unzählig mehr Spannungsmomente.

Ironman WM auf Hawaii

Ja, ich bin ein Verfechter des Rennens auf der Vulkaninsel im Pazifik. EIN Rennen für Profidamen und -herren und die weltbesten der Amateursportler*innen. In Summe 1500 Starter*innen darunter in etwa 80 Profis pro Geschlecht. Weniger (Starter*innen) ist mehr (Qualität).

Durch die Konzentration der Berichterstattung auf diese drei Events könnte man ehrliche Klarheit für das Publikum schaffen, wer denn der/die jeweils weltbeste Triathlet*in auf der jeweiligen Distanz ist. In Wahrheit sind es zwar nicht drei unterschiedliche Sportarten, aber durch unterschiedliche Distanzen und Regelwerk, kann man Triathlet*in und Triathlet*in eben doch nicht miteinander vergleichen. Durch die Konzentration auf diese drei Formate würde genau das sichtbar werden und jede*r Sportler*in hätte seine verdiente Plattform auf der jeweiligen Streckenlänge.

Doch lassen wir zuerst mal die Saison beginnen und uns überraschen, wer die verdienten Kronen 2024 nach Hause bringen wird. Viel Spaß beim ersten großen Triathlonwochenende 2024. Mögen die besten gewinnen.

Startzeiten MEZ:

  • WCTS Abu Dhabi: Fr. 8.3.24: Damen 13:00, Herren: 15:00
  • T100 World Tour: Sa 9.3 Herren 19:00, Damen:: 22:45
Der Autor ist Gründer und CEO von GDT Sportconsulting. Die Firma betreibt eine Schwimmschule in Wien und Umgebung (www.gdt.at) und bietet individuelle Trainingspläne für jedes Level, sowie Camps und Workshops an (www.triathlonwerkstatt.at). Außerdem ist Gerald Dygryn Performance Coach eines jungen Teams und für den ORF als Experte bei Triathlon Großereignissen tätig

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