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Triathlon ist mehr als – Das neue Qualifikationssystem von Ironman

Der Blog über die Hintergründe des Triathlon – von Gerald Dygryn

Bisher hatte ich diesen Blog genutzt, um über die WCTS Serie in neutraler Weise zu berichten. In dieser Ausgabe soll es aber um die Neuerung des Qualifikationssystems für Altersklassenathlet*innen bei Ironman gehen, die sowohl die Ironman WM 70.3 in Nizza, als auch jene in Kona betrifft

Die Voraussetzungen

Bisher war es so, dass jeder Veranstaltung eine gewisse Anzahl an “Slots” zugeschrieben wurde. Je nach Anmeldungen wurde diese auf die Altersklassen aufgeteilt und dann nach Platzierung vergeben, wobei man bei Verzicht von besser platzierten Athlet*innen auch nachrücken konnte.

Schon allein durch die Neuordnung die Ironman WM wieder ausschließlich an einem Tag in Kona durchzuführen war klar, dass die Qualifikation wieder schwieriger werden würde, da weniger Plätze zur Verfügung stehen. Durch das neue Qualifikationssystem wird es in Zukunft noch schwieriger werden, allerdings wird die WM nun auch wirklich eine WM der Age Groups.

Das neue System

Gleich bleibt die Vergabe der Hawaii Slots je nach Bedeutung der Rennen und Größe an die Veranstalter. Was sich ändert ist aber die Vergabe dieser Plätze an die Athlet*innen. So wird es in Zukunft zwei Stufen geben, um sich zu qualifizieren

a) Automatische Slots (Sieger*innen Slot)

Der/die jeweiligen Gewinner*innen ihrer Altersklassen erhalten automatisch einen Platz für die WM. Sollte dieser nicht genommen werden, wird bis Platz 3 nachgerückt. Danach wandert ein etwaiger nicht genutzter Platz in den zweiten Topf.

b) Performance Pool

Alle übrigen Slots werden an die leistungsstärksten Athlet*innen vergeben – berechnet über ein age-graded Ergebnis. Dabei wird die individuelle Zielzeit anhand eines globalen Altersgruppestandards angepasst. Man unterscheidet dabei “Kona – Standard” und “70.3 – Standard” (siehe unten).  Der Multiplikator (Standard) ergibt sich aus dem Durchschnitt der Top‑20 %‑Finisher*innen einer Altersgruppe in den letzten fünf WM‑Ausgaben.

Es werden also nach dem Rennen alle Zeiten mit dem Standard Faktor multipliziert. Aus diesen “neuem Ergebnis” ergibt sich dann auch eine neue Rangliste, nach der dann Stück für Stück die Plätze vergeben werden. Natürlich ist nachrücken auch hier möglich, aber nur anhand der Performance Rangliste.

Hier sind die offiziellen Kona-Standard-Multiplikatoren für die Age-Grading-Zeitberechnung im Rahmen der neuen Qualifikation für die Ironman World Championship, gültig ab dem Qualifikationszyklus 2026 (ab 14. August 2025):

Altersgruppe Männer Frauen
18‑24 0.9698 0.8567
25‑29 0.9921 0.8961
30‑34 1.0000 0.8977
35‑39 0.9895 0.8866
40‑44 0.9683 0.8707
45‑49 0.9401 0.8501
50‑54 0.9002 0.8125
55‑59 0.8667 0.7778
60‑64 0.8262 0.7218
65‑69 0.7552 0.6828
70‑74 0.6876 0.6439
75‑79 0.6768 0.5521
80‑84 0.5555 TBD*
85‑89 0.5416 TBD*

Hier ist die vollständige Tabelle der Multiplikatoren („70.3 Standard“) für die Age-Grading-Zeitberechnung im Rahmen der neuen Qualifikation für die Ironman 70.3 World Championship, gültig ab dem Qualifikationszyklus 2026 (ab sofort):

Altersgruppe Männer Frauen
18–24 1.0000 0.9921
25–29 0.9929 1.0000
30–34 0.9655 0.9828
35–39 0.9500 0.9658
40–44 0.9262 0.9426
45–49 0.8978 0.9192
50–54 0.8833 0.9016
55–59 0.8565 0.8746
60–64 0.8192 0.8391
65–69 0.7640 0.7775
70–74 0.7119 0.7348
75–79 0.6419 0.6234
80–84 0.5095 TBD*
85–89 0.5402 TBD*

* Für Frauen in den Altersgruppen 80–84 und 85–89 ist der Faktor noch TBD („to be determined“), da in den letzten fünf 70.3-Weltmeisterschaften keine Finisherinnen in diesen Kategorien auftraten

Ein Beispiel für Kona

  • Eine 42-jährige Frau (AG 40–44) mit 9:19:51h × Faktor 0.8707 → age‑graded 8:07:26h

  • Ein 43-jähriger Mann (AG 40–44) mit 8:50:31h × Faktor 0.9683 → age‑graded 8:33:42h

Obwohl ihre Gesamtzeit langsamer ist, liegt ihre age‑graded Zeit vorn, weshalb sie im Performance Pool einen Slot erhält

Pro und Kontra

Ich persönlich muss sagen, dass es aus meiner Sicht nur wenig Nachteile dieser neuen Methode gibt, welche durch die eindeutige Erhöhung  der sportlichen Qualität aber irrelevant werden.

  • Nachteile
    • Schwierigere Qualifikation
    • Schwieriger Athlet*innen während des Rennens auf den Slot zu coachen, wenn der/die Sportler*in nicht in Führung ist.
    • Junge Altersgruppen (z. B. 18–24): Nur der Sieger hat eine Chance – sogar Zeiten unter Pro-Niveau könnten nur für Kona / Nizza reichen, wenn man gewinnt.
    • Weniger Möglichkeiten mit einer “Qualifikation” auf social media anzugeben, auch wenn man der 40. Nachrücker war 😉
  •  Vorteile
    • Bessere Vergleichbarkeit innerhalb der Altersklassen und zwischen den Geschlechtern
    • Der bisherige „Slots-nach-Anmelderzahl“-Ansatz führte dazu, dass sehr leistungsfähige Athlet:innen in kleinen Altersgruppen chancenlos blieben
    • Die neue Regel berücksichtigt absolute Leistung relativ zur Altersklasse, nicht nur relativen Platz
    • Es kommen wirklich die besten der besten zur WM

Wichtig: oft liest man, dass nun “schnelle” Rennen bevorzugt werden. Das ist absolut nicht richtig. Es werden ja nur die Zeiten des gleichen Wettkampfs miteinander verglichen und danach die Spots vergeben. Man sollte sich hüten durch diese Faktoren verschiedene Wettkämpfe miteinander zu vergleichen, denn darauf ist der Multiplikator nicht ausgerichtet.

Der Autor ist Gründer und CEO von GDT Sportconsulting. Die Firma betreibt eine Schwimmschule in Wien und Umgebung (www.gdt.at) und bietet individuelle Trainingspläne für jedes Level, sowie Camps und Workshops an (www.triathlonwerkstatt.at). Außerdem ist Gerald Dygryn Performance Coach eines jungen Teams und für den ORF als Experte bei Triathlon Großereignissen tätig

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